ATTD 2022 – Big Data und Diabetes

In den kommenden Tagen/Wochen möchte ich euch einen Einblick in die vergangene ATTD 2022 Konferenz geben. Es wurde sehr viel neues und altes besprochen, interessante Technologien und Forschungsfortschritte wurden vorgestellt und es gab einiges zu lernen. 
Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich durch das #dedoc° voices Programm, Zugang zu dieser Konferenz erhalten habe und euch hier etwas davon weitergeben kann. Die Sessions gingen je nach Speaker meist nur 15-30 Minuten, daher wurden Themen oft nur kurz angesprochen bzw. die neusten Erkenntnisse vorgestellt. Natürlich kann man über jedes Thema stunden-, wenn nicht sogar, tagelang sprechen – darüber sind wir uns wohl alle einig 😉 

Die Session wurde geleitet von Prof. Dr. Thomas Danne; Sprecher: Mark Clements

Unter dem englischen Begriff „Big Data“ versteht sich im Allgemeinen eine große, schwer zu verwaltende Datenmengen, welche sowohl strukturiert als auch unstrukturiert sein kann. Mark Clements erklärt dies näher im Zusammenhang mit Diabetes Geräten, welche uns täglich Unmengen an Daten überliefern. Das können die Glukosewerte des Sensors, Daten eurer Fitnesstracker (Smartwatches), Auswertungen der Diabetes Apps, Umfragen bzw. Gesprächen oder auch die herkömmlichen Aufzeichnungen/Akten aus der Arztpraxis bzw. dem Krankenhaus sein. 

Zu Beginn seines Vortrages spricht Mark Clements auch darüber, wie unsere Diabetestherapie aktuell aussieht, wenn wir Big Data eben nicht (oder nur kaum) nutzen. Wir haben nur einen temporären Einblick in die Daten – z.B. Blutzuckerwerte der letzten vier Wochen. Aber warum sind die Werte wie sie sind? Was ist dazwischen passiert? Viel zu selten wird in „die Zukunft geblickt“, um mögliche Gefahren oder Risiken abzufangen. Und auch die Kommunikation zwischen allen beteiligten Parteien (Ärzt*innen, Patient*innen, Schulungspersonal, …) ist (zeit-) aufwendig und nicht immer ganz unkompliziert.

Big Data 1

Aber wie kommt man an diese große Menge an Daten? Mark Clements erzählt hier von eigenen Erfahrungen mit einer Plattform namens „Rising T1DE Alliance„. Diese Plattform soll sämtliche Daten sammeln und miteinander verbinden. Dadurch soll unter anderem auch das jeweilige Praxisteam einen besseren Überblick über gesammelte Daten und deren Nutzen erhalten und auch die Patient*innen und ihre Familien selbst motivieren, da sie „ihre eigene Diabetesklinik in der Tasche tragen“ können.

Big data 3Big data 4Kurz um, sollen durch Plattformen wie diese die große Menge an Daten gesammelt, strukturiert und geordnet und dann in Form gebracht werden, welche es weiteren Nutzer*innen ermöglicht, mit diesen Daten weiter zu arbeiten, zu forschen, zu handeln etc. Das Problem an Big Data ist nämlich, dass nur ein kleiner Prozentsatz der gesammelten Daten am Ende auch wirklich richtig genutzt und weiterverwendet wird. 

Vor allem aber auch die Vorbeugung oder „Vorhersage“ (Forecast) von Risiken ist ein entscheidender Punkt in der Forschung. Wenn man Dank der Sammlung von Daten bestimmte Muster erkennen und visualisieren kann, ist ein zeitnahes (und manchmal auch lebensrettendes) Handeln möglich. Ketoazidosen, Unterzuckerungen, Überzuckerungen, … das sind alles Risiken, welche durch das Auswerten und Interpretieren von Daten reduziert werden können. 

Eine weitere Möglichkeit, so eine Plattform zu schaffen, ist die Nutzung von Apps auf unseren Smartphones. 
Als Beispiel nennt Mark Clements hier die „MyCare for Diabetes“ App, welche er als „digital front door to the clinic“ (eine digitale Eingangstür zur Klinik) bezeichnet. 

Big data 5-1

Big data 5
Durch diese App sollen laut ihm die drei „größten Probleme“ gelöst werden:
1. Die App bietet die Möglichkeit, sich selbst weiter zu bilden. Sie stellt Ressourcen zur Verfügung, um mehr rund um das Thema Diabetes und Diabetesmanagement zu erfahren.
2. Die App soll ein Mittel zur Durchführung therapeutischer/ärztlicher Maßnahmen/Eingriffe sein. Hierunter verstehe ich persönlich Therapieanpassungen durch den Arzt (Basalraten, Bolusfaktoren, etc.)
3. Sollten größere Änderungen anstehen, kann die App eine Plattform zur Übermittlung wichtiger Informationen sein. Onboarding zu neuen Systemen, das Verschicken von Schulungsvideos, etc.

Hier ein Beispiel:

Big data 7
Fühlt sich der Mensch mit Diabetes krank und übermittelt durch die App erhöhte Blutzuckerwerte, kann ein Feedback zurück geschickt werden mit folgenden Therapieanweisungen bzw. -Empfehlungen: Ketone messen, sollten diese mittel bis hoch sein werden weitere Dinge (wie z.B. die Insulingabe) abgefragt. Daraufhin folgen weitere Empfehlungen wie mit Ketonen umgegangen werden muss. Sind die Ketone niedrig, wird eine Erinnerung nach zwei Stunden verschickt, die den Menschen erneut zur Messung von Ketonen bittet. Man vergisst im Alltagsstress nämlich ganz gerne mal, dass man nach ein bis zwei Stunden erneut messen muss. 🙂
Dadurch kann auf ein akut anfallendes Problem (Ketone) schnell reagiert und entsprechend gehandelt werden, ohne hierfür bei einem Arzt vorbeischauen oder anrufen zu müssen.

Zusammengefasst kann Big Data allen Parteien, welche im Diabetesmanagement involviert sind, das Leben vereinfachen. Patient*innen haben Zugang zu einem besseren „Selfmanagement“ – Schulungen oder andere Informationsmaterialien sind jederzeit auf Abruf vorhanden; in akuten Situationen (Ketone) gibt es Schritt für Schritt Behandlungsempfehlungen, ohne hierfür eine weitere Person kontaktieren zu müssen. Und natürlich erhält medizinisches Personal durch die Einsendung der Patient*innendaten wichtige Ressourcen, um ihre eigene Forschung zu verbessern und weiter voran zu treiben. 

Fazit: Das Thema „Big Data“ ist unheimlich groß (haha) und komplex. Ich selbst belege aktuell Kurse in der Universität genau dazu: wie kann man Daten und Digitalisierung dazu nutzen, das Leben von Menschen einfacher zu gestalten. Umso mehr hat es mich gefreut, als ich Sessions wie diese besuchen konnte. Dinge, welche man theoretisch in der Universität lernt, dann in der Praxis angewandt zu sehen – mega! 
Aber gerade weil das Thema immer wichtiger und leider auch sehr komplex ist, empfand ich die Länge des Vortrages viel zu kurz. Ich hätte sehr gerne noch mehr zu den aktuellen Forschungen und Experimenten gehört, die Mark Clement und sein Team in Kansas durchführen.

Wie steht ihr zu dem Thema „Big Data“? Ich weiß, dass viele oft davon abgeneigt sind, da sie um ihre (kostbaren) Daten bangen und Angst davor haben, dass diese missbraucht werden können. Doch gerade wenn es um unsere Gesundheit geht, sehe ich hier viel mehr Vor- als Nachteile. Was meint ihr?

eure Nathalie

#dedoc #ATTD2022 #payitforward

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